Ein Besuch im Acquario di Genova, Teil I
Wenn jemand zu mir nach Hause kommt und mein 2-Meter-Becken sieht, heißt es
üblicherweise "Boah, ist das ein Gerät!". Wenn man dann in eines
der deutschen Schauaquarien geht, wie z.B. München, Ulm oder Stuttgart, denkt
man sich "Naja, ist halt ein Schauaquarium, da kannst Du freilich nicht mit-
halten...". Und wenn man schließlich vor den großen Showbecken im Acquario di Genova
steht, bleibt einem glatt der Mund offen stehen.
Becken, kleiner als ein Wohnzimmer, gehen hier fast unter. Die richtig großen
Becken kann man von drei Stockwerken aus bewundern - auf Höhe des Bodengrundes,
von unter der Wasserfläche aus und von oben. Dort, wo man überhaupt etwas von
der aufwendigen Technik sehen kann, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Scheinwerfer von der Größe einer Waschmaschine, mehrschichtige Scheiben von
20 cm Dicke, Panoramabecken, in denen Taucher mit der Pflege oder mit Fotografieren
beschäftigt sind und sich dabei in der Tiefe des Beckens fast verlieren...
Wer findet die vier Taucher?
Das obige Foto zeigt lediglich einen kleinen Ausschnitt des Beckens - etwa ein
Viertel. Und das ist noch lange nicht das größte Becken!
Aber mal von Anfang an. Das Acquario di Genova liegt wie ein großes Schiff im
Hafenbecken. Auf drei Stockwerken verteilt leben hier Tiere aus aller Welt.
1993 eröffnet, verzeichnet das Schauaquarium jährlich etwa 1,4 Millionen
Besucher. Im Jahr 1998 kam noch ein echtes Schiff hinzu, das an das bisherige
Gebäude angehängt und verankert wurde. Somit verdoppelte sich die Ausstellungs-
fläche beinahe.
In der Eingangshalle hängt eine riesige Reliefkarte der Meeresböden der ganzen
Welt. Hier sieht man sehr schön die ozeanischen Rücken, Inselketten und
Kontinentalplatten. Das Mittelmeer scheint hier nicht viel mehr als eine kleine
Pfütze zu sein - und doch widmet sich ein großer Teil des Aquariums ausschließlich
dessen Tierwelt, die durchaus mit der Farb- und Formenvielfalt der tropischen
Meere mithalten kann.
Ebenfalls im Eingangsbereich befindet sich ein ungewöhnliches Becken - einige
Meter lang, etwa drei Meter hoch und nur 50 cm tief. Die Rückwand bildet einen
alten Kai nach, mit Eisenringen, Seilen, Muscheln, Tang etc.
Eines von mehreren Quallenbecken
Wer möchte, kann (zu bestimmten Zeiten) gleich hier in einem 3D-Kino einen
faszinierenden Film sehen.
Gleich danach kommt man in einen Raum mit mehreren Quallenbecken. Hier werden
Quallen gezüchtet, deren verschiedene Entwicklungsstadien in aufeinanderfolgenden
Becken zu sehen sind.
Ein ca. 7 Meter hohes zylindrisches Strömungsbecken
Im ehemaligen zylindrischen Quallenbecken ziehen jetzt Schwarmfische in der
starken Strömung ihre Runden. "Pesce azzurro" werden Schwarmfische wie
Sardinen, Sardellen, ährenfische und Sardinellen genannt.
Der Rundgang führt weiter zu einem riesigen Becken, in dem unter anderem mehrere
Seehunde aus dem Atlantischen Ozean und der Nordsee leben (Phoca vitulina). Die
Ausstellungsleitung legt Wert darauf, daß alle Tiere entweder in Gefangenschaft
geboren wurden oder als verwaiste Jungtiere vor dem Verhungern gerettet wurden.
Das Becken wurde mit Felssäulen gestaltet, so daß die Tiere sich in verschiedenen
Winkeln vor den Besuchern geschützt aufhalten können.
Das riesige Seehundbecken mit 60 Metern Länge und 500.000 Litern Inhalt
Eine Population von Humboltpinguinen (Spheniscus humboldti)
von den Küsten Perus und Chiles
Eine weitere Attraktion stellt das Haibecken dar. Auge in Auge mit einem 90 kg
schweren Grauhai (Carcharhinus plumbeus), das ist schon beeindruckend.
Im selben Becken leben auch ein Meerengel (Squatina squatina), ein Schwarzspitzen-
Riffhai (Carcharhinus melanopterus) und ein recht großer Mondfisch. Das Becken hat
eine Länge von 23 Metern und beinhaltet fast 1,2 Millonen Liter Wasser.
Aug' in Auge mit dem Hai
Die Haibecken sind auch von oben einzusehen (Ammenhai)
Ein Mondfisch (Mola mola) von ganz schönem Kaliber
Dreimal wöchentlich ist Haifütterung: jeder dieser Riesen verzehrt dann lediglich
ein kg Fische und Tintenfisch.
Die Cinque Terre, ein wunderschönes Gebiet an der Grenze Liguriens zur Toscana,
mit ihrer wilden Felsenküste beherbergt einige tausend Pflanzenarten und über
7000 Tiergattungen und wurde deshalb zum ersten Seepark Liguriens erklärt. Dieser
umfaßt die Küsten von Riomaggiore, Monterosso al Mare, Levanto und Vernazza. Die
Besonderheit dieses Küstengebiets ist seine außerordentliche Vielfalt aus Felsen,
Sand und sogar Wiesen von Neptungras (Posidonia oceanica). Diese Pflanze ist die
einzige bekannte, die den Weg vom Land zurück ins Meer gefunden hat (ähnlich den
Walen und Delfinen). Sie blüht sogar unter Wasser. Kolonien der roten Gorgonie
sind weitere Kennzeichen der Gegend.
Im Cinque-Terre-Becken leben unter anderem die Violette Fächerkoralle (Paramuricea
clavata), der Rote Fahnenbarsch (Anthias anthias), Seeschnepfen und Rote Seebrassen.
Das Cinque-Terre-Becken
Ein gigantisches Riffbecken
Dieser Tank vermittelt den Eindruck, man wäre Höhlentaucher
Zwei große Tümmler (Tursiops truncatus) bewohnen das nächste riesige Becken.
Zur Haltung von Delphinen in Gefangenschaft kann man verschiedener Auffassung
sein - imposant und wunderschön sind die Tiere allemal. In diesem Becken schwimmt
"Achille", 2002 hier geboren. An den Tank angeschlossen ist ein kleineres
Becken, is das sich die Tiere zurückziehen können.
Das große Tümmlerbecken
Delphine aus nächster Nähe - ein Erlebnis der besonderen Art
Orangeringel Anemonenfisch (Amphipiron ocellaris)
Auf dem Rundgang folgen nun mehrere Korallenbecken mit einer Vielzahl von
attraktiven Bewohnern, darunter eine beindicke Grüne Muräne (Gymnothorax funebris),
verschiedene Kaiser- und Drückerfische, Kugelfische und eine Meeresschildkröte (hier
wieder der Hinweis der Direktion, daß es sich nicht um ein Tier handelt,
das extra der Natur entnommen wurde, sondern um ein beschlagnahmtes Exemplar, das
ein Tourist von den Malediven eingeschmuggelt hatte).
Ein wunderschöner Imperator-Kaiserfisch (Pomacanthus imperator)
Die Korallenbecken (jedes von der Größe eines Zimmers),...
...sprechen für sich. Vorne: Arabischer Doktorfisch (Acanthurus sohal)
Ein Landkarten-Kugelfisch (Arothron mappa)
